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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
SPEZIALTIPP
Luke Winslow-King
EVERLASTING ARMS
Bloodshot/RTD CD
(47’)
Auch als LP erhältlich
M ighty Mo Rogers
MUD ,N BLOOD
Dixiefrog/HART CD
Neil Diamond
MELODY ROAD
Capitol/Universal CD (auch als LP erhältlich) (46’)
Nicht ganz so radikaler Archäologe
wie Leon Redbone, verfügt Luke
Winslow-King vielleicht auch nicht
über das umfassende enzyklo-
pädische Wissen von Ry Cooder.
Aber die Quelle der Inspiration,
aus der er so originell für seine
Songs schöpft, ist dieselbe - das
große amerikanische „Folk“-Ver-
mächtnis. Beim Evergreen „Leaning
On The Everlasting Arms“ , großem
Country Blues, einer hinreißenden
Fred
McDowell-Hommage
und
einem Ausflug in die Karibik be-
gleiten ihn neben Ehefrau Esther
Rose am Waschbrett handverlesene
Kollegen teils ganz virtuos. Eine
Entdeckung wert!
F. Sch.
Im Blues kann man kaum mehr
innovativ sein, aber hier kommt es
ja ohnehin vor allem auf Seele und
Glaubwürdigkeit an. Beides hat
Maurice Rodgers a la „Mighty Mo“
im Übermaß: Mit seiner sechsten
CD besucht er den Süden Amerikas,
William Faulkners Aussage folgend:
„Um die Welt zu verstehen, musst Du
erst einen Ort wie Mississippi verste-
hen.“ Egal, ob Funk, Gospelballade,
rabenschwarzer Voodoo-Blues oder
klassisches Zwölftakt-Schema: Mr.
Rodgers lebt den Blues nicht nur, er
atmet ihn aus jeder Pore und verjüngt
dieses „historische“ Genre höchst
sympathisch durch atmosphärische
Arrangement-Ideen. Eine der besten
Blues-Platten
20 14
.
pb
Im Grußwort schreibt Neil Diamond,
für ihn fühle sich „Melody Road“ so
an, als ob sich ein Kreis schließe und
er zu seinen Anfängen zurückkehre.
Und in der Tat, auf dem geglückten
Spätwerk findet der
7 3
-Jährige heim
zu groß orchestrierten Balladen und
Midtempo-Songs mit Folk-Kern. Zu-
dem erzählt er - wie in den besten
Tagen in den i
9 7
oer-Jahren - fes-
selnde kleine Geschichten mit uni-
versellem Gehalt. So handelt zum
Beispiel „Seongah And Jimmy“ von
der Liebe, die seinen US-Schwager
und dessen koreanische Gattin
über alle Sprachbarrieren hinweg
verbindet. Alles ist wunderbar
„schmaltzy“ produziert von Don
Was und Jacknife Lee.
hake
POP
Billy Idol
KINGS & QUEENS OF
THE UNDERGROUND
BFI CD (auch als LP erhältlich)
(48’)
Songs wie „White Wedding“ oder
„Flesh For Fantasy“ höre ich immer
noch gern, aber wie tönt Billy Idol
heute, rund ein Jahrzehnt nach sei-
ner letzten CD? Der glamourpunki-
ge Lack ist längst ab, stattdessen
dominieren - trotz Mitwirkung von
Starproduzent Trevor Horn (Frankie
Goes To Hollywood) - eher biedere
Rockriffs und -sounds, oder man
lehnt sich wie in „Postcards From
The Past“ stark an Bekanntes an;
aus dieser Melange ragt einzig
das rotzige „Whiskey And Pills“
heraus. Vermutlich ist Idols soeben
erschienene Sex, Drugs & Rock 'n'
Roll-Autobiographie „Dancing With
Myself“ spannender.
A. Ku.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
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KLANG ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
essie Ware
TOUGH LOVE
Island/Universal CD (auch als LP erhältlich)
(41’)
Der Titelsong erinnert etwas an
Prince, aber noch stärker an Roxy
Music. Beat, Arrangements und
Melodieführung von „Tough Love“
sind eine kongeniale Anlehnung
an jene Gruppe, die in aseptischen
Kompositionen Soul, Rock und Pop
kreuzten. Mit dem neuen Album
reiht sich die Londonerin ein in die
Riege junger britischer Talente wie
Emelie Sande oder AlunaGeorge.
Wares makellose Stimme trifft auf
leider nicht immer überzeugende
Kompositionen. Weitgehend digital
und unter Aussparung von typischen
Gitarrensounds (Ausnahme: „Say
You Love Me“ mit Ed Sheeran) ent-
steht dabei jedoch ein bestechend
transparentes Klangbild.
wz
MUSIK ★ ★
KLANG
★ ★ ★ ★
osseum
TIME ON OUR SIDE
Ruf/In-Akustik CD (auch als LP erhältlich)
(53')
Colosseum wurde von Drummer Jon
Hiseman gegründet und revolutio-
nierte einst den Jazzrock,
1971
löste
man sich auf. Trotz Colosseum II und
gelegentlicher Revival-Versuche mel-
dete sich die Band immer seltener zu
Wort, nicht zuletzt wegen Barbara
Thompsons Parkinson-Krankheit.
Vor diesem Hintergrund liefert
Thompson inmitten der Besetzung
von
1970
eine beachtliche Leistung
ab, etwa gemeinsam mit Ehemann
Hisemann, Sänger Chris Farlowe und
Gitarrist Clem Clempson. Lässt man
jedoch den historischen Wert dieser
Band außer Betracht, so muss ihr
2 0 15
-Comeback als verspielt-ver-
kopfter Jazzrock von geringer Präg-
nanz gewertet werden.
pb
KLANG
★ ★ ★
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Fünf Jahre nach dem letzten Stu-
dioalbum offeriert Shirley Bassey
nun noch einmal das, was sie am
besten kann und wofür ihr
Name seit nunmehr bald
60
Jahren steht: Glamour
und Galaunterhaltung im
ganz großen Stil. Zu üp-
pigen Orchesterpartituren
schmettert die Waliserin
„MacArthur Park“ (Jimmy
Webb), „Englishman In
New York“ (Sting), „Wild Is
The Wind“ (Nina Simone)
und andere Titel, die sie
schon seit Längerem auf-
nehmen wollte. Mit
7 7
hat
ihre Stimme an Strahlkraft
und Fülle zwar eingebüßt,
das wäre aber nicht wei-
ter schlimm, hätte man
die Gesangsspur nicht
so furchtbar trocken und
eingeengt abgemischt.
hake
musik ★ ★ ★ ★ ★ ^ ^ H
KLANG ★ ★ ★ ★
I
Dame Shirley Bassey
HELLO LIKE BEFORE
RCA/Sony CD____________________________ (46"
Dame Shirley Bassey
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
STEREO 1/2015 135